Rechtschreibung gehirn-gerecht

Sabine Landua

Administrator
Teammitglied
Mit dem Thema "Rechtschreibung" gewinnt man meistens keinen Beliebtheitspreis. Das Thema lässt uns an langweilige Schulstunden denken, in denen Rechtschreibregeln stupide angewandt werden mussten oder auch an die Panik die aufsteigen kann, wenn man keine Ahnung hat. Es geht aber auch anders: Spielerisch, mit Neugier und der Möglichkeit selbst Strukturen zu entdecken. Zeigen möchte ich euch das einmal an der Schreibung der s-Laute.

Begonnen habe ich die Einheit mit einem kleinen WQS:
Was hat Zischen und Summen mit richtig Schreiben zu tun?
Was hat das Walross im Fluss zu suchen?
Was haben die Wörter „heiß“, „Fass“ und „los“ gemeinsam und was nicht?


Meine Schüler waren erstaunt und neugierig sogar bis zur Folgestunde, in der sie die Fragen dann endlich aufgelöst haben wollten ;-)
Im Anschluss an das WQS überlegten wir gemeinsam, welche Schreibungen es für den s-Laut gibt und erste Hypothesen zur Verwendung wurden aufgestellt. Im nächsten Schritt galt es diese anhand eines Textes zu prüfen bzw. aus dem Text Wörter mit s-Lauten herauszusuchen und zu kategorisieren. Danach wurden die Wörter der einzelnen Kategorien miteinander verglichen: Welche Gemeinsamkeiten gibt es in der Kategorie, welche Unterschiede zwischen den Kategorien. Die eingangs gestellten Hypothesen mussten nun überprüft und korrigiert werden. Schließlich fanden die Schüler selbst heraus, dass es nur 3 Schreibungen gibt: s, ss und ß (das z, wie eingangs vermutet, ist ein anderer Laut und gehört nicht dazu).

In der Folgestunde stand dann das Bündeln auf dem Programm: Eine Übersicht sollte erstellt werden, mit der man prüfen kann, welchen s-Laut man schreiben muss - also eine Checkliste, die hilft, wenn man sich nicht sicher ist. Hier kam nun als erstes Kriterium das Summen (stimmhaft) und Zischen (stimmlos) ins Spiel (eine Unterscheidung, mit der sich Menschen in Süddeutschland sehr schwer tun). Beim stimmlosen s mussten dann weitere Kriterien gefunden werden. Schnell fanden die Schüler heraus, dass vor ss ein kurzer Vokal steht, vor ß immer ein langer. Verdeutlicht wurde das mit dem Symbol der "Bank", auf der ein dickes (langes) o nur noch Platz für einen Freund lässt, während bei einem schlanken (kurzen) o Platz für zwei Freunde ist. Dieses Bild war den Schülern bereits aus einer früheren Einheit zur Konsonantenverdopplung bekannt. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, die vorher abgecheckt werden müssen: Ist es ein Merkwort? Kann ich es verlängern oder ableiten und wird das s dann stimmhaft (wie in Haus - Häuser)? So entstand eine Checkliste, die von den Schülern individuell mit Bildern gestaltet wurde. Bei den folgenden Spielen wurde sie auf ihre Richtigkeit und Anwendungsfreundlichkeit überprüft und für gut befunden.

Besonders erwähnen möchte ich noch das Spiel Stadt-Land-Fluss. Das Spielfeld ist schnell auf Papier aufgezeichnet und variabel einsetzbar: Zur s-Schreibung wurden z.B. die Kategorien „s - ss - ß“ gewählt. Zu einem Anfangsbuchstaben mussten also Wörter mit der entsprechenden s-Schreibung gefunden werden.
Beim Besprechen der Lösungen kam automatisch die vorher erstellte Checkliste zum Einsatz, die beim Spielen umgekehrt genutzt wurde: Ich suche ein Wort mit „ß“. Ich weiß, dass der Vokal davor lang sein muss. Also spiele ich im Kopf mit Buchstaben, bis ich ein passendes Wort zu meinem Anfangsbuchstaben gefunden habe.
Auch kamen wir beim Besprechen der Lösungen ins Gespräch über Sprache: Wir stellten z.B. fest, dass es kein Wort mit „E“ am Anfang gibt, das mit „ß“ geschrieben wird. Um ganz sicher zu sein, glichen wir das dann noch mit dem Duden ab. So wurde das Nachdenken über Sprache und auch das Nachschlagen als ganz natürlich empfunden und nicht als zwanghafte Übung.

Sind meine Schüler nun irgendwann unsicher, welchen s-Laut sie schreiben müssen, haben sie eine Checkliste (bestenfalls im Kopf oder) zur Hand, die ihnen hilft eine Entscheidung zu treffen. Auf jeden Fall hatten sie in dieser Einheit Spaß beim Entdecken und Nachdenken über Sprache.

Mitglieder können die entsprechenden Dateien hier herunterladen und für ihren eigenen Unterricht verwenden (sofern die Copyright-Kennzeichnung erhalten bleibt).
 
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