Refold

Alice

Moderator
Teammitglied
Seit gut einem Monat bin ich am Studieren und Probieren der Inhalte, die auf Refold.la zu finden sind.
Der Hauptgrund, wieso ich trotz der Birkenbihl-Methode noch auf der Suche bin, ist, dass ich trotz jahrelanger Anwendung der Birkenbihl-Methode weder fließend sprechen kann noch gut Inhalte verstehe, die für Muttersprachler gemacht sind. Zum Teil mag das vielleicht mehr an mir persönlich als an der Methode per se liegen, aber auch VFB hat gesagt, man solle sich das raussuchen, was für einen selbst funktioniert. Da sind wir dann wieder da, dass man auch etwas zum Auswählen braucht. Deswegen stelle ich euch hier mal vor, was ich bisher aus der Refold-Methode mitgenommen habe.

Zunächst aber noch mal auf einen Blick, was für mich persönlich bei der Birkenbihl-Methode nicht funktioniert hat:
  • Es geht sehr langsam voran, weil ich z.T. wirklich sehr lange passiv hören musste.
  • Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich von einer Serie irgendwas verstehe, obwohl ich schon 50+ Texte nach Birkenbihl-Methode voll durchgearbeitet habe.
  • Mein Wortschatz ist vergleichsweise klein, obwohl ich schon lange mit der Birkenbihl-Methode arbeite. (50+ Lektionen, aber über 5-7 Jahre verteilt)
  • Wiederholen und Festigen von Wörtern und Ausdrücken ist eher Zufall und kommt auch recht selten vor, weil es so lange dauert, einen Text zu bearbeiten.
Was ich selbst schon mal ergänzt hatte, war Anki als digitaler Zettelkasten, nachdem ich „Fluent Forever“ von Gabriel Wyner gelesen hatte.

Was finde ich jetzt an Refold so großartig?
  • Es geht um einen gehirn-gerechten Weg, der Spaß macht, bis man fließend sprechen und verstehen kann.
  • Der Prozess ist dabei in verschiedene Stufen eingeteilt und es gibt Tipps und auch spezifisches Material der Stufe entsprechend.
  • Es gibt eine große Online-Community, wo man Fragen stellen kann, die auch spezifisch für eine Sprache sein können.
  • Es wird mit aktuellem Material gearbeitet, das 100% Alltagsmaterial ist.
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Die Details der Methode könnt ihr auf der Refold-Webseite nachlesen. Hierfür muss man sich einloggen, wobei das in diesem Fall nur bedeutet, dass man eine Mail-Adresse angibt und dann einen Aktivierungslink bekommt. Keine weiteren persönlichen Daten oder Passwörter nötig. Die Methode ist dort sehr detailliert erklärt und man findet auch den Link zur Discord-Community, wo es einen allgemeinen Server gibt und dann für die einzelnen Sprachen eigene Server, um dort in die Tiefe zu gehen.

Da das meiste auf Englisch ist, möchte ich zumindest die Grundzüge hier kurz darstellen:

Stufe 0
Man macht sich mit der Methode vertraut und bekommt die Grundzüge beigebracht:
  • es muss Spaß machen – wenn dem nicht so ist, was anderes probieren
  • Gewohnheit = Regelmäßigkeit reinbringen
  • für fließend sein in 3 Jahren mind. 1 Stunde pro Tag investieren
  • akzeptieren, dass man etwas nicht versteht und trotzdem voll drauf konzentrieren

Stufe 1
  • grob grundlegende Grammatik für grobes Verständnis
  • Anki
  • Passiv Hören
  • häufigste Wörter zuerst mit Beispielsätzen (z. B. Frequency Dictionaries)
  • freies Konsumieren von Material ohne jegliches Nachschauen als Immersion par excellence

Stufe 2
  • Wort-für-Wort-Bearbeitung von Material auf dem eigenen Level (im Endeffekt Birkenbihl-Methode Dekodieren und Aktiv Hören; Passiv Hören macht man ja eh)
  • mit der Zeit Schwierigkeit des Materials erhöhen
Hier geht arbeitet man sich so lange voran, bis man automatisch versteht.

Stufe 3
Sprechen lernen: Hier hab ich selbst (noch) nicht konkrekt reingeschaut, weil ich so weit mit Japanisch noch nicht bin.

Stufe 4: Subskription Content = nur gegen Bezahlung; trägt den Titel „über fließend sprechen hinaus“

Warum ist das auch gehirn-gerecht?

  • Birkenbihl hat ihre Methode von ihrer Idee der Immersion eines Neugeborenen abgeleitet. Diesen Grundsatz teilt die Refold-Methode mit VFBs Idee.
  • Auch beide versuchen zu nutzen, dass man bereits eine Sprache beherrscht. Bei Birkenbihl ist das die Dekodierung, bei Refold Stufe 1, wo man einen Schnelleinstieg bekommt, weil man die häufigsten Wörter als Gerüst zuerst bearbeitet und später natürlich ein Wörterbuch nutzt wie auch bei VFBs Dekodierung.
  • Außerdem nutzt Refold die technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit, wie Anki aber auch diverse Plug-Ins und durch das Internet geschaffene Möglichkeiten zur möglichst verständlichen Immersion und gehirn-gerechten Wiederholungs-Rhythmen. Vielleicht hätte VFB das auch vorgeschlagen, wenn sie von diesen Möglichkeiten heute wüsste?
  • Schlussendlich sind sich auch beide einig, dass man viel hören muss (wie auch das Baby), bis man sich frei auszudrücken kann. Birkenbihl hatte hierfür das Passiv Hören. Bei Refold wird das noch ergänzt durch Input, den man nicht seziert. Dadurch wird der Input ähnlicher zu dem eines Babys und somit das Unterbewusste noch stärker einbezogen. Ich gebe allerdings zu, dass der Zustand des Nicht-Verstehens und trotzdem aufmerksam sein, nicht besonders Marketing-freundlich ist. Aus meiner Sicht aber essenziell, wenn man eine Fremdsprache lernen will.

Für mich schließt das auf jeden Fall einige Lücken, auch wenn das Etablieren von Gewohnheiten nach wie vor nicht leicht ist. Lasst mich gerne eure Meinung hören. Vielleicht macht ja auch der ein oder andere noch mal einen Versucht.
 
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Alice

Moderator
Teammitglied
Nach einem Jahr mit der Idee von Refold im Hinterkopf habe ich vor allem eines zusätzlich zu den 4 Schritten der Birkenbihl-Methode schätzen gelernt: Und das ist die Immersion in etwas, das man nicht zu 100% versteht aka Material, das man nicht dekodiert hat. Aus Berichten wissen wir das Birkenbihl das auch gemacht hat, z. B. erzählt sie in einem Vortrag, dass sie einen arabischen Text im Auto auf Schleife hörte und erst nach vielen Stunden verstand, worum es eigentlich geht. Sie sagt auch dazu, dass sie hier nicht dekodiert hat.

Jedenfalls hatte ich die un-dekodierte Immersion in meiner Lernroutine neben den 4 Schritten der Birkenbihl-Methode sehr vernachlässigt. In Refold wird auch schon in Stufe 1 etwas gehört, das man noch nicht versteht. Hier kann man eine Serie/Film hernehmen, die man bereits kennt und nun in der neuen Sprache hört oder aber auch einen monolingualen Podcast, der an Anfänger, die die Sprache lernen, gerichtet ist. Je besser man wird, desto mehr kommt dann Material hinzu, dessen Inhalt man noch nicht kennt, das man aber in der Zielsprache konsumieren möchte. Vielleicht ein YouTuber, der über ein interessantes Thema spricht, oder eine neue Serie?
Sehr schwierig war für mich auch der Prozess, zu akzeptieren, dass man es nicht (gut) versteht und trotzdem weiter aufmerksam zuzuhören. Aber genau in diesem Moment kann unser Hirn seine Stärke zeigen, weil es durch das aufmerksame Zuhören noch lange an dem Text arbeitet ohne unser aktives Zutun. Und dadurch werden wir beim nächsten Mal schon viel mehr verstehen, auch wenn wir uns gar nicht weiter bemüht haben. Außerdem habe ich erst durch das Ausprobieren gelernt, dass ich nur so auch beim Zuhören Wörter aus dem Kontext erschließe. Beim Aktiv Hören in den 4 Schritten der Birkenbihl-Methode dagegen stoppe ich bewusst innerlich bei jedem Wort, das ich nicht verstehe, um es nachzuschauen. Mit diesem Hintergrund hat es für mich folglich Trainings bedarf, bis ich Wörter in der Fremdsprache aus dem Kontext erschließen konnte oder auch einfach akzeptieren konnte, ein Fragment nicht zu verstehen, ohne gedanklich daran hängenzubleiben.

Gut finde ich auch, dass alle ihre Anweisungen eher als Empfehlungen zu verstehen sind und solange man an einem bestimmten Aspekt keinen Spaß hat, soll man sich auch nicht weiter quälen, nachdem man es mal ausprobiert hat.

Mein Fazit ist also: Ich bearbeite Texte nach den 4 Schritten der Birkenbihl-Methode und nehme zusätzlich Material ohne Dekodierung dazu, das ich zur weiteren Immersion nutze.
 
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